Normalerweise besteht ein Schauspiel aus 5 Akten, wobei sich das Stück zur Mitte steigert und der letzte Akt in der Katastrophe endet. Bei diesem Drama ist mittlerweile Unruhe im Parkett ausgebrochen. Die Zuschauer halten die Abfolge von Höhepunkten und Katastrophen über mittlerweile 10 Akte nicht mehr aus, vermissen das Konzept und fordern eine Pause. Doch der Regisseur treibt das Stück, ohne den nächsten, geschweige den letzten Akt zu kennen, weiter.
1. Akt – Sanierung Bühnentechnik – Ostern
Zwischen 1989 und 1992: Die Bühnentechnik wird für viele Millionen erneuert. Der Platz vor dem Theater wird seit 1992 von der Plastik Ostern beherrscht.
2. Akt – Wettbewerb Schauspielhaus
Im Jahr 2002 veranstaltet die Stadt für 100-tausende Euro einen Architektenwettbewerb für ein neues Schauspielhaus neben dem Theater. Den Ersten Preis gewinnt das Architekturbüro Voith und Partner. Das Schauspielhaus wird aber nie gebaut.
3. Akt – Fassadensanierung
Jahr 2007. Die „Zeitung” titelt: „Marodes Theater mit Dachschaden” Der SPD (Schneider) ist klar, dass das Theater schnell saniert werden muss. Die CSU (Kotter) meint, man könne die Sanierung während der Freilichtbühnensaison erledigen. Die Intendantin (Vottler) ist für eine Stellungnahme nicht zu erreichen und der ehemalige Intendant (Peters) sagt, es tropft vom Dach aus in den Orchestergraben und in die Lampen.
4. Akt – Dachsanierung
4 Jahre später (2011) Das Dach des Theaters wird für einen Millionenbetrag saniert.
5. Akt – Architekt Friedrich
Im Jahr 2009: Die Stadtregierung beauftragt den Architekten Prof. Friedrich aus Hamburg über ein VOF-Verfahren mit einer Sanierungsstudie für über eine Viertel Million Euro. Friedrich errechnet ca. 100 Mio Euro für die Sanierung und verfügt zur Umsetzung seines Konzeptes den Bau einer sogenannten „Containerbox” für Gesamtkosten von ca. 5,9 Mio Euro.
Diese „Box” sollte ab Oktober 2011 nur 11 Monate stehen, und dann auf einem „anderen städtischen Grundstück” eine zweite Interimsnutzung von knapp 3 Jahren bis 2015 absolvieren. Im Mai 2016 sollte dann alles (Großes Haus, neues Schauspielhaus Probebühnen, Werkstätten, Verwaltung) fertig sein und die „ContBox” an den Meistbietenden verkauft werden.
6. Akt – Sanierung vertagt
1 Jahr später (2010). Die „Zeitung” titelt: „Sanierung des Theaters wird vertagt“. OB Gribl sagt deutliche Worte: Für eine Komplettsanierung des Theater-Standorts ist kein Geld vorhanden”! Mobilitätsdrehscheibe, Altenhilfe, Klinikum und Technologiepark haben Vorrang! Die Intendantin droht mit Schließung!
7. Akt – Die Brechtbühne
2011-2012: Nach Ausschreibungsverwirrungen wird auf der Grundlage der Friedrichstudie 2012 die Brechtbühne errichtet zu Kosten von 5,3 Mio Euro (incl. 1,7 Mio Euro Zuschuss) und mit einer Verweildauer bis 2026 – also statt geplanten 11 Monaten jetzt14 Jahre.
8. Akt – Der Architekt Achatz
Jahr 2013: Die Stadtregierung beauftragt das Münchner Architekturbüro Achatz über ein VOF-Verfahren mit der Gesamt Planung des Theaters für über 1.4 Mio Euro.
9. Akt -Die Kostenexplosion
Jahr 2015: Achatz stellt seine Studie vor und präsentiert dem Stadtrat die Baukosten in Höhe von 231 Mio Euro. Der Rat ist ratlos! Woher soll da viele Geld kommen?
Die Achatz-Studie macht 2017 den Abriss der Brechtbühne erforderlich womit nicht nur deren Baukosten umsonst sind, sondern auch die Fördermittel zurückgezahlt werden müssen.
10. Akt – Der Finanzierungsplan
Juli 2015: Der OB verhandelt in München ein 107 Millionen-Fördermittelpakt über mehrere Jahre, welches allerdings eine Reduzierung der Baukosten um ca. 50 Mio Euro voraussetzt. Fieberhaft wird versucht, die Kosten wenigstens vorläufig zu senken. Eine Kulturinitiative fordert ein Theaterkonzept bevor weiter geplant wird. OB Gribl hält an der Planung fest.
Normalerweise besteht ein Schauspiel aus 5 Akten, wobei sich das Stück zur Mitte steigert und der letzte Akt in der Katastrophe endet. Bei diesem Drama ist mittlerweile Unruhe im Parkett ausgebrochen. Die Zuschauer halten die Abfolge von Höhepunkten und Katastrophen über mittlerweile 10 Akte nicht mehr aus, vermissen das Konzept und fordern eine Pause. Doch der Regisseur treibt das Stück, ohne den nächsten, geschweige den letzten Akt zu kennen, weiter.
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Volker Schafitel, Architekt