Auch heuer hatte sich meine Stadt “herausgeputzt” für die “stade” Zeit. Nur diesmal, weil meine Stadt gerade überall Zukunft kann, konzentrierte es sich am Moritzplatz. Dieser Beitrag kommt als Rückblick und soll Anregung für die Zukunft sein, die Gestaltungssatzung in der Maximilianstraße künftig vielleicht auch für November-Januar anzuwenden, damit die Weihnachtsdeko unsere historische Stadt “alle Jahre wieder” weniger entstellt!
Obwohl ich jedes Jahr denke, mehr geht nicht, schaffte es der größte Szenegastronom der Stadt wieder mehr Holz vor seine Hütte zu zaubern wie die Jahre zuvor. Ein Denkmalschützer, der aus gesundheitlichem Selbstschutz und um nicht zu resignieren “grasses Entsetzen” gegen “munteres Erstaunen” getauscht hat, verglich den Hüttenzauber am POW WOW mit der Waldwelt aus Herr der Ringe .
Aber auch die Nachbarschaft “Capitol” ließ sich nicht “LUMPEN“. Weiße Wattelumpen, Schnee zum verwechseln ähnlich, säumten den Zugang zur “Lokeischn“! Bambusfackeln, Roter VIP-Teppich, VIP-Absperrung und 80-er Jahre Stehlampe rundeten das “X-Mas-Ambiente” ab!
Unmittelbar gegenüber versperrte das “Weihnachtskarusell” den halben Gehweg und sorgte dafür, dass auch die Kleinen in Stimmung kommen. Mit automatischen Lautsprecheransagen im 2 Minutentakt, Hupkonzert und Feuerwehrautogebimmel läutete die Fa. Diebold die Adventszeit ein. Die Riedinger Laterne ist immer ein dankbarer Sicherungspfosten für die angekettete SULO-Mülltonne!
Dazwischen gruppierte sich das Budenkaff und bildete den urbanen Weihnachtsplatz mit Stern von Bethlehem als städetbaulicher Dominante in der Mitte, der den Glühwein-und Bratwurstkönigen aus dem Abendland sicher den Weg zur Futtergrippe zeigte!
Wenn es dann Nacht wurde am Moritzplatz und das Nikolauskarusell seine wilden Runden drehte, dachte bestimmt manch einer: “wäre er doch draußen im Walde geblieben …!”
Dann gingen auch an den Hauswänden am Capitol die LED´s an und tauchten den Platz in ein blaues Wunder. Sogar eine der Statuen an der Hauswand bekam eine lustige Weihnachtszipfelmütze!
So kann meine Stadt Weihnachten!
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Volker Schafitel, Architekt
3.Jan 2013 um 14:47
Diese Stadt kann leider Weihnachten, wie vieles andere, auch nicht. Dein Kommentar ist konsequent und professionell wie immer. Leider wird auch beim Thema “Weihnachtsdeko” dem Geschmack der Allgemeinbevölkerung entsprochen, und dem ist nichts mehr hinzuzufügen….Wieder ein Argument mehr, Dich im anstehenden Wahlkampf zu unterstützen.
Irene
3.Jan 2013 um 15:12
Ich hoffe nicht, dass dieser Kitsch dem Allgemeingeschmack der Augsburger entspricht. Dann wäre ja alles verloren. Ich bin überzeugt, dass jeder Stil sein Puplikum anzieht! Wenn die Maximilianstraße z.B. stilvoll an Weihnachten bespielt wird, kommen andere Leute. Die HalliGallis haben ja (noch)den “Winterzauber” am Willy-Brandt-Platz vor dem ECE-Center!
4.Jan 2013 um 19:53
Es waren einmal drei Kings
die wollten flugs zur Krippe
Wo liegt denn dieses Bethle-Dings
wo ist die Hirten-Sippe?
Doch hinter den Bergen
war alles voll Sand
und ganz ohne Navi
ham sie sich verrannt
Sie wanderten Tage
durch Felsen und Tal
Es war eine Plage
ohn’ Handschuh und Schal
Doch endlich, schau mal, sieh mal, da!
Da leuchtete ein Stern
In Augusta, jetzt schau hi
lags Kindelein in Vindeli
Die Kings, das Kind, Marie und Sepp
sind längstens schon gegangen
der Esel und der Ochs, der Depp
die blieben in den Schrannen
Sie fanden’s hier nicht so verkehrt
und witterten ihr Glücke
Sie haben sich enorm vermehrt
und machen Politücke
5.Jan 2013 um 13:07
Jup, nicht viel hinzuzufügen.
Zu erwähnen sei hier noch, dass die belegung des öffentlichen raums zu weihnachten seit jahren immer mehr ausufert.
was mal am rathausplatz und am zeugplatz begonnen hat, breitet sich nun wie ein krebsgeschwür des konsums immer weiter in der innenstadt aus. ich verstehe nicht, warum es z.B. in der annastrasse und am martin luther platz die 25.te bratwurstbude mit glühweinsaufstand geben muss.
oder warum es überhaupt buden in der kurzen maxtrasse gibt. undundund. warum sperrt sich hier die stadt nicht und konzentriert den rummel auf drei punkte: rathausplatz, zeugplatz und meinetwegen citygalerie? und hier eine klare aufteilung nach qualität und inhalt. und der rest der stadt bleibt vom konsum verschont.
es hieß einmal “stade zeit”, zeit zur ruhe und besinnung. offensichtlich haben die verantwortlichen auf druck der handeltreibenden daraus eine zeit der besinnungslosigkeit gemacht… .
5.Jan 2013 um 17:34
Sehr geehrter Herr Schafitel,
mit Ihrem (wieder einmal) sehr lesenswerten Beitrag zur Augsburger-Karusell-Weihnacht haben Sie sicherlich nicht nur mir aus dem Herzen gesprochen. Es ist erschreckend, was alles durch unser doch so kompliziertes Genehmigungs- und Auswahlverfahren dennoch durchrutschen kann!
Danke für Ihr Engagement!
5.Jan 2013 um 18:19
Zur Erklärung für Nichtstadträte (Herr Schley kennt ja die Internas):
Es gibt Schaustellerfamilien, die z.B. im CSU Ortsverband Oberhausen das Sagen haben und ihren Einfluss im Stadtrat geltend machen. Es gibt Stadträte die sich über Bierfreimarken, Würstel- und Glühweingutscheine so freuen, dass sie bei Genehmigungsabstimmungen begeister beide Hände hochreißen.
Solche kleinen Freundschaftsgaben besorgen das Durchrutschen in komplizierten Genehmigungsverfahren.
Es geht nicht um die Schönheit unserer Stadt, sondern um Vorteile, so klein sie auch sein mögen. Das Problem dabei ist, dass den Stadträten und Verantwortlichen in der Verwaltung gar nicht bewusst ist, wie sehr sie unserer Stadt schaden!
Sie erkennen Schund und Kitsch nicht, sonst würden sie ihn nicht zulassen!